Zu Beginn des Jahres 2025 steht die Elektromobilität in den deutschsprachigen Ländern vor einer entscheidenden Phase. Es besteht die Chance für einen neuen Aufwärtstrend. Dieser dreiteilige Artikel bietet einen kompakten Rückblick auf die markanten Entwicklungen des Jahres 2024, beleuchtet anhand internationaler Beispiele – allen voran Norwegen – die strukturellen Herausforderungen im DACH-Raum und skizziert abschliessend konkrete Handlungsfelder sowie politische Massnahmen. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Deutschland durch gezielte Innovationen und strategische Weichenstellungen seinen Standort stärken und eine Vorreiterrolle in der Mobilitätswende einnehmen kann.
Rückblick und Ausgangslage: Der Wandel der Elektromobilität
Der Preisdruck durch chinesische Elektroautoimporte, die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern und die neuen Emissionsgrenzwerte setzen europäische Hersteller zunehmend unter Druck. Doch sind Strafzölle das richtige Mittel, um die heimische Industrie zu schützen?
Rückblick auf die Entwicklungen von 2024
Das Jahr 2024 war geprägt von einem deutlichen Rückgang in der Elektromobilität. Allem voran setzte eine aggressive Preispolitik der chinesischen Autobauer die europäischen Hersteller zunehmend unter Druck. In Reaktion darauf verhängte die EU Strafzölle auf Elektroautos aus China, um die europäische Autoindustrie zu schützen. Deutschland opponierte dagegen. Immerhin produzieren deutsche Unternehmen einen Teil ihrer Modellpalette in Kooperation mit chinesischen Partnern – auch für den Export nach Europa – und sind mangels Alternativen weiterhin auf die Schlüsselkomponente Akku aus China angewiesen. Diese Abhängigkeit birgt Zündstoff, da sie die chinesischen Anbieter in die Lage versetzt, als Gegenmassnahme die Preise strategisch anzuheben – eine Massnahme, die die ohnehin angespannte Lage weiter zuspitzen könnte.
Die seit Anfang 2025 geltenden strengeren Emissionsgrenzwerte belasten die Branche zusätzlich. Während zahlreiche Hersteller versuchen, durch Skaleneffekte und technologische Fortschritte ihre Marktanteile zu sichern, führt die wachsende Angebotsvielfalt gleichzeitig zu einer spürbaren Senkung der Angebotspreise für Elektrofahrzeuge – unabhängig von deren Herkunft. Die Hoffnung besteht, dass diese Preisreduktion die Nachfrage nach heimisch produzierten Elektroautos beleben und Europa bei der Elektromobilität wieder stärker positionieren wird.
Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur schreitet nicht schnell genug voran, und die Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz verläuft langsamer als erwartet. Viel gravierender war die politische Kakophonie rund um die Technologieoffenheit: Das politische Ringen um eine klare Position zum Verbrenner-Aus und das Hin und Her bei Förderprogrammen haben sowohl Industrie als auch Konsumenten verunsichert. Es wird deutlich, dass stabile Rahmenbedingungen und eine klare politische Linie entscheidend sind, um Vertrauen zurückzugewinnen.
Gleichzeitig zeichnet sich ein Wandel in den globalen Märkten ab. Seit dem Ende der Pandemie bevorzugen chinesische Käufer zunehmend heimische Marken, was beim Volkswagenkonzern zu einem schmerzhaften Absatzrückgang geführt hat. Die Krise des deutschen Branchenriesen manifestierte sich in Ankündigungen von Entlassungen und Werksschliessungen. Chinesische Hersteller wiederum spekulieren darauf, durch eine mögliche Nutzung freiwerdender VW-Werke die EU-Einfuhrzölle zu umgehen. Auch auf dem US-Markt drohen Rückschläge, da Donald Trump eine Abgabe von 25 Prozent auf den Import europäischer Fahrzeuge verhängt hat – ein weiterer Hemmschuh in einem ohnehin turbulenten Marktumfeld.
Die deutsche Automobilbranche hat die Transformation in Richtung Elektromobilität, softwaredefinierte Fahrzeuge und autonomes Fahren weitgehend verschlafen. Die Konkurrenz aus den USA und China agiert dynamischer und effizienter. Während chinesische Hersteller durch niedrigere Produktionskosten und strategische Allianzen punkten, gelingt es US-Unternehmen, insbesondere durch Innovationen im Bereich autonomer Fahrzeuge, ihren Vorsprung auszubauen. Zwar wurden Modellpaletten elektrifiziert, doch chinesische Fahrzeuge sind oft deutlich günstiger und technologisch ebenso fortschrittlich, teils sogar innovativer. Attraktive und wettbewerbsfähige Modelle sind dringend notwendig, um konkurrenzfähig zu bleiben. Teil 2 zeigt die Situation im DACH-Raum auf und welche Problemfelder von der deutschen Industrie und Politik dringend angegangen werden müssen.
Bild: Volkswagenwerk Wolfsburg, www.volkswagen-newsroom.com, abgerufen am 04.04.2025